Horst Gorny
Donker Weg 33
1952–1965
Horst Gorny wurde 1939 in Preußen/Schleswig-Holstein geboren. Als er 13 Jahre alt war, zog er mit seiner Familie in den Robend – genauer in den Donker Weg 33 – da sein Vater in der Nähe Arbeit bei der Bahn gefunden hatte. Er erinnert sich noch heute an die eher schwierigen Bewohner der „Schweden-Häuser“, Messerstechereien in den „Königsberger Häusern“, brennende Autoreifen beim Schrotthändler Hölter, die Herausforderungen der sozial schwachen Familien und die vielen Diebstähle im Viertel. Doch trotz des schlechten Rufs der Gegend und der anstrengenden Aufräumarbeiten nach Kohleklauaktionen am Rangierbahnhof, blieb Horst seinem Viertel treu und erinnert sich auch heute noch gerne an die Zeit zurück:
Nach der Schule verabredete er sich an der Bachstraße/Beckersweg zum „Knicker“ (Glasmurmel-Spiel) und „Fifkes (fünfer) schmeißen“. Bei letzterem wurde eine Linie gemalt, man warf einen Pfennig und wer am nächsten an die Linie kam, hatte erstmal gewonnen. Danach wurden alle Pfennige auf dem Handrücken platziert und in die Luft geworfen und die gefangenen Pfennige durfte man dann behalten.
Später besuchte er oft das „Haus Weiners“, ein Geschäft an der Eichenstraße/Ecke Stadtwaldallee. Manchmal wurde er sogar in die Engländer-Kasernen zum Feiern eingeladen–billige Zigaretten und günstige Getränke inklusive. Mit den Soldaten kam er dabei allerdings nicht in Kontakt, diese blieben lieber unter sich.
Beruflich schlüpfte er zunächst in die Fußstapfen seines Vaters und startete seine Arbeit am Rangierbahnhof, der gerade einmal fünf Minuten von seinem Zuhause entfernt war. Für sein Geld musste man sehr schwer arbeiten, was für ihn zu einem einschneidenden Erlebnis führte: Sein Freund Nilges, der damals auf der „Hammer Schanze“ wohnte, hielt dem Druck nicht mehr Stand und nahm sich das Leben. Doch wider all dieser Umstände oder vielleicht auch gerade deswegen herrschte im Robend ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. „Der gute Kern“ kannte und unterstützte sich, wo und wie es ging. So ist Horst neben der Familie Grau aus der Hammer Schanze auch die Familie Sommer in Erinnerung geblieben, der neben ihrer Wohnung in den „Schlesien Häusern“ auch ein Geschäft gehörte und deren Sohn Willi zu seinen Freunden zählte.
Bei der Bahn verdiente Horst damals ca. 90,– DM. Zumindest genug um pünktlich zum 18ten einen Autoführerschein zu machen, der laut ihm damals ca. 120,– DM gekostet haben soll. Später startete Horst dann seine Karriere bei der Polizei. Hier wohnte er kostenlos in Linnich und bekam zunächst 85,– DM und später fast 250,– DM (ca. 1961).
In dieser Zeit lernte er auch seine Frau kennen, der er zunächst nichts von seiner „Heimat Robend“ und seinem „katholisch sein“ erzählte, weil er Angst hatte, sie könnte Vorbehalte haben. Von seiner „Herkunft“ ließ sie sich jedoch nicht abschrecken und besuchte ihn sogar mit dem Fahrrad, wobei sie des Öfteren von den Männern des Robend angepöbelt wurde.
Zu dieser Zeit gab es keine Telefone, um die Polizei zu verständigen, stattdessen gab es Rufsäulen. Diese wurde auch von den Streifenpolizisten benutzt, um bei der Zentrale mitzuteilen, wo man sich gerade befand. Im Robend standen zwei dieser Säulen: Eine an der Krefelder Straße und eine an der Ecke Donker Weg / Stadtwaldallee (schräg gegenüber der „Königsberger Häuser“). Natürlich wurde diese auch von Kindern für Streiche genutzt.
1965 heiratete er seine Auserwählte, die Tochter der Familie Feldmann, die Inhaber des gleichnamigen Hotels in der Dülkener Str. 14, und nach der Heirat zog er mit seiner Frau in eben jenes Hotel.
Seitdem hat sich laut ihm im Robend einiges getan. „Die Gegend ist jetzt geprägt durch die schönen Einfamilienhäuser. Das macht einfach einen netten Eindruck. Die alten Bauten wurden auch teilweise aufgefrischt und sehen ganz anders aus, wie vor Jahren.“