Gerd Borsch
Viertel Robend
Ende 1970er–2013
Gerd Borsch wurde am 11.10.1951 in Mönchengladbach geboren und besuchte dort die Volksschule. Nach der 5. Klasse, als er 12 Jahre alt war, wurde er ins Internat in die Eifel geschickt. Seine Mutter war katholisch und da er in der Verwandtschaft schon einen Pater in einem Orden hatte, sollte auch er Pater werden.
Die Zeit im Internat war für ihn eine herausfordernde Phase seines Lebens. Das Internat war in einem Kloster untergebracht, das teilweise auch landwirtschaftlich genutzt wurde, was dem Ort eine besondere Strenge und Abgeschiedenheit verlieh. Diese Umgebung verstärkte das Gefühl der Isolation, zumal seine Eltern kein Auto besaßen und ihn daher nur selten besuchen konnten. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen und schaffte es, die Zeit dort erfolgreich zu überstehen. Am Ende verließ er das Internat mit dem Abschluss der mittleren Reife.
Im Sommer 1969 bewarb er sich bei der Polizei sowie bei der Bundesbahn und machte am 21. Juli 1969 die Aufnahmeprüfung bei der Polizei. Am 1. Oktober 1969 trat er dort seinen Dienst an.
Zuerst lebte er in Bork, einem Ortsteil von Selm, das nördlich von Dortmund liegt. Da er mit 17 Jahren noch keinen Führerschein hatte, war er daher darauf angewiesen, jedes Wochenende mit der Bahn nach Hause zu pendeln.
Die Ausbildung zum Polizisten bot umfassende Unterstützung für die Schüler: Sie wurden von der Schule vollständig ausgestattet, angefangen bei der Uniform bis hin zum Schlafanzug. So war für alles gesorgt, was sie für ihren Alltag benötigten.
Einige Jahre später, nach Abschluss seines Dienstes bei der Bereitschaftspolizei, wechselte er zur Polizeibehörde in Viersen. Zu dieser Zeit lebte Gerd Borsch in Mönchengladbach, was bedeutete, dass es für ihn nicht möglich war, direkt an seinem Wohnort Dienst zu leisten. Im Oktober 1971 begann er schließlich seinen Einsatz im Streifendienst, bei dem er auf seinem Motorrad in ganz Viersen unterwegs war.
Aufgrund seiner Fähigkeiten im Umgang mit der Schreibmaschine und seinem Talent, präzise und klare Formulierungen zu verfassen, wechselte er später in den Innendienst. Schon damals war es notwendig, zahlreiche Protokolle und Einweisungen zu erstellen, eine Aufgabe, die Sorgfalt und Genauigkeit erforderte. Diese Tätigkeiten übernahm er bereits während seiner Zeit im Streifendienst oft aushilfsweise. Trotz dieser zusätzlichen Aufgaben blieb der Dienstplan streng geregelt und die Arbeitszeiten waren fest vorgegeben.
Doch auch die Geselligkeit mit den Kollegen war wichtig und durfte nicht zu kurz kommen. So traf man sich regelmäßig zum Kartenspielen, meist in privater Runde zu Hause. In der Regel waren sie zu viert oder manchmal auch zu fünft, und der Gastgeber wechselte von Treffen zu Treffen. Besonders beliebt war das Spiel „Doppelkopf“, das oft bis spät in die Nacht gespielt wurde. In jenen Zeiten war es unter Polizeibeamten unüblich, abends auszugehen, da der Verdienst eher bescheiden war. Stattdessen pflegte man die Kameradschaft in diesen gemütlichen Runden, die eine willkommene Abwechslung zum oft anstrengenden Alltag boten.
Gerd Borsch erlebte in Viersen die Umstrukturierung der Polizeibehörde hautnah mit und begleitete den Umzug von der beengten Wache an der Josefsstraße in das moderne, neue Gebäude an der Lindenstraße. Mit der Zeit war die alte Wache für die wachsende Zahl an Beamten zu klein geworden, und es wurde dringend erforderlich, neue Räumlichkeiten zu finden, die den Anforderungen der Behörde gerecht werden konnten.
Später wechselte Gerd Borsch zum Bezirks- und Ermittlungsdienst. Die letzten Jahre war er als Kriminalhauptkommissar bei der Abteilung Jugendkriminalität tätig.
Bis zu seinem Ruhestand im Oktober 2013 war Viersen und unter anderem der Robend seine Arbeitsstätte. In dieser Zeit im Robend erlebte er viele spannende aber auch nicht ganz einfache Situationen.
Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre gab es einen Bewohner im Robend, der seinen Lebensunterhalt durch Autoaufbrüche aufbessern wollte. Bei seiner speziellen Aufbruchmethode (sog.: modus operandi) schlug er die Seitenscheiben der Fahrzeuge mit der geballten Faust oder mit dem Ellbogen kaputt. Das wies ihn schnell als Täter aus. Mehrfache Haftstrafen hielten ihn aber nicht davon ab, nach der Haftentlassung bis ins hohe Alter weiter Autos aufzubrechen.
Der Robend hat sich im Laufe der Zeit jedoch sehr gewandelt. Aus einer ländlich geprägten Gegend mit Feldern und der Industrie am Ortsrand wurde eine Wohngegend mit vielen Einfamilienhäusern. Die Industrie auf dem Elkanweg blieb zwar größtenteils erhalten, was aber für die Entwicklung des Stadtviertels zum Wohnviertel nicht hinderlich war.