Stadt Viersen Logo
Karte des Robend mit Standorten

Hubert-Vootz-Haus

Krefelder Str. 123
1987–2024

Das Hubert-Vootz-Haus, benannt nach dem SPD-Politiker Hubert Vootz (24. April 1886–24. August 1956), wurde 1987 in den Räumlichkeiten der ehemaligen Rektorenwohnung der Grundschule an der Krefelder Straße 123 gegründet.
Vootz wuchs in einer Zeit großer Herausforderungen für die Sozialdemokratie auf, wurde während der NS-Diktatur verfolgt und engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Am 13. November 1950 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Viersen gewählt, ein Amt, das er bis 1956 ausübte. Er hinterließ bleibende Spuren in Viersen: Auf seine Initiative hin beschloss der Stadtrat die Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus und stellte dafür 12.000 D-Mark bereit. Zudem war er von 1953 bis 1956 Ehrenvorsitzender des SPD-Ortsvereins Viersen. Als engagierter Kämpfer gegen Korruption in Politik und Verwaltung setzte er sich auch für die Jugend ein. So unterstützte er 1954 die „Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken“ Viersen, die 1987 in seinem Gedenken das Hubert-Vootz-Haus eröffneten. 



Geleitet wurde das Jugendzentrum von 1991 bis 2024 von Heimatzeuge Otto Strutz. Seine Erinnerungen, sowie die seiner Kollegin Katherina Kostoglou wurden in einer Schautafel am Standort verewigt:



„Wen haben wir denn da gemalt?“ fragten die auswärtigen Künstler, weil sich während ihrer Arbeit am Graffiti unzählige Passanten nach Otto Strutz bei ihnen erkundigen wollten. Von 1991 bis 2024 leitete er das Hubert-Vootz-Haus und prägte über drei Jahrzehnte das Leben von Menschen im Robend mit, nicht selten in zweiter Familiengeneration. So ist er aus vielen Biographien nicht wegzudenken und umgekehrt war der Ort ein Mittelpunkt seines Lebens. „Wie die Kinder ins Leben bin ich durch sie an den Aufgaben gewachsen“, sagt er selbst. 


Jugendzentren wie das Hubert-Vootz-Haus sind nicht nur Treffpunkte, an denen sich Freunde begegnen. Sie sind Lernorte, an denen bei den Hausaufgaben geholfen wird. Es wird gebastelt, gemalt, sich in Musik und Theater ausprobiert oder es werden Ausflüge unternommen. Sie sind in einem Moment gemütliche Wohnzimmer und im nächsten die Küche, in der gemeinsam gekocht und gegessen wird. Sie können auch Zufluchtsorte sein, an denen jemand ein offenes Ohr hat und es verlässliche Regeln gibt.

Es ist das Verdienst von Otto Strutz und zahllosen Ehrenamtlichen und Helfern, einen solchen Ort im Robend ermöglicht zu haben, insbesondere für Kinder aus armen Verhältnissen. „Das Wichtigste ist zu verstehen, woher die Kinder kommen“, betont Strutz, dem der Kontakt zu den Eltern immer wichtig war. Er hatte meist sofort einen guten Draht, verstand Sorgen, Nöte und erkannte deren Bemühen auch dann, wenn sie es auf Wegen ausdrückten, die anderen unverständlich erscheinen. Denn Strutz kennt das Leben der Kinder und ihrer Eltern, spricht ihre Sprache und blickt hinter die Familienkulissen, wo er die Probleme sieht, ohne sie „breittreten“ zu müssen.

Er stammt selbst aus einer Arbeitersiedlung; der Vater ungelernter Stahlarbeiter, die Mutter Näherin. Er weiß, wie es sich in der Familie anfühlt, was es in einer Familie macht, wenn zum Monatsende das Geld knapp wird. Besonderes Augenmerk legte er deshalb auf ein Mittagessen für die Kinder, das jeden Tag von zwei Köchinnen frisch zubereitet wurde. Leider entsprach die Ausstattung
irgendwann nicht mehr den zunehmenden hygienischen Anforderungen, doch das Angebot konnte später in kleinen Kochgruppen fortgeführt werden. Zwischenzeitlich wurden einfach Butterbrote geschmiert.

Das wäre natürlich alles nicht zu leisten gewesen, hätte es nicht Menschen wie Katherina Kostoglou gegeben, die mit dem Hubert-Vootz-Haus über all die Jahre verbunden geblieben sind. Sie stammt aus einer griechischen Einwandererfamilie und beschreibt sich selbst als „behütet aufgewachsen“. Für sie war es schockierend, die sozialen Verhältnisse und Schicksale mancher Kinder zu erfahren, was sie sogar mal zu Tränen rührte. „Die Arbeit öffnete mir die Augen und von da an sah ich die Welt anders“, berichtet Kostoglou. Auf der Suche nach einem Ehrenamt engagierte sie sich das erste Mal als Freiwillige. Nach ihrem Engagement verlor sie nie den Kontakt zu Strutz und kehrte später mehrmals, darunter einmal auch in einem „1-Euro-Job“, wieder ins Hubert-Vootz-Haus zurück.

„Es gab Kinder, die stumm und traurig dreinblickten, aber nach und nach Vertrauen zu anderen und sich selbst entwickelten. Dazu braucht es Empathie und Erfolgserlebnisse.“ Wie bei der „Mini-Playback-Show“, wo selbst stille Kinder auf der Bühne aus sich herausgingen. Aus der regelmäßigen „Lesestunde“, bei der Bilder zu den Geschichten gemalt wurden, entstand ein Buch. Beim „Kinderkochclub“ machte nicht nur das Lernen über Obst- und Gemüsesorten Spaß, sondern ihre Verarbeitung hat auch geschmeckt. „Hauptsache die Kinder waren glücklich über das, was sie geleistet haben“, bilanziert Kostoglou die Angebote, die sie organisierte.

Die Vermittlung von Kenntnissen und das Zutrauen, sie umzusetzen stand auch im Zentrum der dreiwöchigen Ferienspielaktionen in den Sommerferien. Ein jährlicher
Höhepunkt wie der Bauspielplatz konnte nur dank des großen Helfer- und Unterstützernetzes, das Strutz über die Jahre aufbaute, veranstaltet werden. Für zwei Ehrenamtliche gab es 2023 dafür sogar den „Ehrwin des Monats“ des WDR. Durch das Engagement und Holzspenden konnten diese Ferienspielaktionen für bis zu 90 Kinder kostengünstig angeboten werden. Alle Kinder, jeder sozialen Herkunft, über den Tellerrand blicken und sie in Vertrauen auf sich selbst wachsen zu lassen, wurde an diesem Ort von vielen Menschen gelebt.

Du hast auch noch etwas zu erzählen?

Kontaktiere uns jetzt!

Skip to content